Mordkomplott gegen Papst Benedikt


Verwirrung im Vatikan über ein angebliches Attentat gegen Papst Benedikt XVI.: Demnach habe das Oberhaupt der Katholischen Kirche keine 12 Monate mehr zu leben. Vatikan-Kenner werten das Dokument als Indiz für einen Machtkampf in der römischen Kurie.

Die linksgerichtete italienische Zeitung «Il Fatto Quotidiano» zitierte aus einem vertraulichen Dokument, das einen Anschlag auf das Oberhaupt der Katholiken innerhalb eines Jahres ankündige. Der Vatikan bezeichnete den Bericht als «absurd und unseriös».
Ort, Datum und Täter unbekannt
Das Dokument war dem Bericht zufolge in Deutsch verfasst, auf den 30. Dezember 2011 datiert und soll der Spitze des Vatikans von dem kolumbianischen Kardinal Darìo Castrillon Hoyos zugänglich gemacht worden sein.
Das vertrauliche Schreiben sei direkt an die Spitze des Vatikans gerichtet gewesen, heisst es. Wer an einem Mordkomplott gegen den Papst beteiligt sein könnte und für wann oder wo ein solcher Anschlag vorbereitet würde, wird nicht präzisiert.
Kardinal von Palermo im Zwielicht
Die Existenz des Dokuments selbst wurde vom Vatikan nicht bestritten. Die Berichterstattung des «Fatto Quotidiano» sei aber dermassen jenseits der Realität und unglaubwürdig, dass er sie nicht kommentieren wolle, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.
Ähnlich äusserte sich der Erzbischof von Palermo, Kardinal Paolo Romeo. In dem zitierten Dokument kommt Romeo schlecht weg – und erscheint geradezu als Eingeweihter. So soll er bereits im November 2011 vor Geschäftsleuten in China gesagt haben, der Papst habe nur noch zwölf Monate zu leben. Die Vorwürfe kommentiert Romeo lapidar: «Das entbehrt jeder Grundlage.»
Papst Benedikt contra Kardinal Bertone?
Die Zeitung berichtet weiter von dem indiskreten Auftritt Romeos in China, bei dem er mit einer solchen Gewissheit vom Schicksal Benedikts gesprochen habe, «dass seine Gesprächspartner ängstlich dachten, ein Angriff auf den Heiligen Vater sei in Planung».
Bildmontage Porträtaufnahmen Kardinal Bertone und Kardinal Scola
Machen Kardinal Bertone (links) und Kardinal Scola (rechts) den nächsten Papst unter sich aus? reuters/keystone
Romeo habe mit grosser Selbstsicherheit verkündet, der nächste Papst sei auf jeden Fall Italiener. Wer genau und wer eher nicht in Frage komme, habe Romeo auch gleich ausgeführt: Zwischen Benedikt und seinem Staatssekretär Tarcisio Bertone herrsche ein «sehr konfliktreiches Verhältnis». Um dem wachsenden Einfluss Bertones im Vatikan zu begegnen, müsste Benedikt den Weg für den Mailänder Kardinal Angelo Scola als möglichem Nachfolger ebnen. Deswegen habe er diesen schon von Venedig nach Mailand versetzt, soll Romeo gesagt haben.
Verschwörungstheorie wie im Film
Klingt alles in allem nach einer Verschwörung à la «Illuminati» von Dan Brown. Dort zog der päpstliche Kammerherr (Camerlengo) seine Fäden im Verborgenen, um sich selbst auf den Stuhl Petri zu setzen. Das Amt bekleidet derzeit, wie es der Zufall will, Kardinal Bertone.
Der renommierte Vatikanist Andrea Tornielli von «La Stampa» wollte denn auch keine Einschätzung des wahren Bedrohungspotentials abgeben – wertete das Dokument aber als weiteres Zeichen für einen seit längerem tobenden internen Machtkampf im Vatikan.