Streitgespräch Lucke AfD vs Wagenknecht

Im aktuellen Spiegel-Magazin gibt es über drei Seiten ein Streitgespräch mit Bernd Lucke von der AfD und der Kommunistin Sahra Wagenknecht von der SED-Nachfolgeorganisation „Die Linke“, da beide die Euro-Rettung für gescheitert erklären. Lucke konnte mit seiner Fachkompetenz gegen die medienerfahrene Wagenknecht punkten. Es zeigte sich, dass die Strategie der linken Medien, die AfD in eine Ecke hinzustellen, wo sie nicht hingehören, gescheitert ist, und die AfD ein ernstzunehmender Faktor in unserer politischen Landschaft wird.
(Von GrundGesetzWatch)
In dem Streitgespräch konnte Wagenknecht in der ersten Hälfte die Führungsschaft an sich reißen und Lucke antwortete lediglich sachlich auf ihre ideologischen Denkfehler. Einig waren sich beide, dass es der falsche Weg ist, marode Banken zu sanieren, und die Kürzungsprogramme in eine schwere Wirtschaftskrise in den jeweiligen Ländern führen. Aber damit war es auch aus mit den Gemeinsamkeiten. Während die Linke im Gegensatz zu Wagenknecht den Euro erhalten möchte, möchte die AfD durch eine nationale Währung in den Krisenstaaten deren Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen. Anschließend wurde der Ball sechs mal zwischen beiden Parteien hin und her gespielt, ohne dass der Spiegel eine Frage stellte, wobei Wagenknecht die ideologische Betonriege war und Lucke das Korrektiv, das die vernünftigen Argumente betonte. Das wurde selbst dem Spiegel zu dumm und er stellte an Wagenknecht die Frage, dass man, wenn man ihr zuhöre, den Eindruck gewinne, dass nicht Südeuropa das Problem der Währungsunion ist, sondern Deutschland. Damit hatte sich der Spiegel-Reporter endlich gefangen und es ging normal weiter mit einer Frage vom Spiegel und einer Antwort von beiden. Zum Schluss lief Lucke in Bestform auf und ich zitiere dies einmal wörtlich:
Wagenknecht: […] Das ist alles das Ergebnis der absurden Euro-Politik von Merkel.
Lucke: Und von Gabriel, Trittin und Brüderle.
Wagenknecht: Richtig. Von allen Parteien außer den Linken.
Lucke: Und der AfD.
Spiegel: Sie wähnen sich beide auf der richtigen Spur, aus ihrer Perspektive sind alle anderen Geisterfahrer. Die Zustimmung für ihre Euro-Politik ist aber gering. Ihre Parteien liegen in den Umfragen zur Bundestagswahl zusammen bei gerade einmal zehn Prozent. Könnte es sein, dass sie die Geisterfahrer sind?
Lucke: Wir liegen in Umfragen bei drei Prozent, so schlecht ist dies nicht. Schließlich kennen uns viele Menschen noch nicht. Das wird sich im Wahlkampf ändern. Aber es gibt auch ein kommunikatives Problem. Die Euro-Krise ist sehr kompliziert. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung folgt trotz großer Verunsicherung noch der Bundesregierung. Dass wir viele Menschen noch nicht mit unseren Argumenten erreichen, heißt nicht, dass sie falsch sind.
Spiegel: Sehen sie das auch so, Frau Wagenknecht?
Wagenknecht: Natürlich wird die Linke bei den Bundestagswahlen keine absolute Mehrheit holen. Aber mit uns gibt es wenigstens eine Partei im Bundestag, die dem verrückten Euro-Kurs der Regierung widerspricht und nicht wie die Union, SPD, Grüne und FDP einfach alles abnickt.
Lucke: Nur haben sie keine eindeutige Position. Lafontaine und sie wollen zu nationalen Währungen zurück, aber der Rest der Linken ist für den Euro. Ihre Partei wird eben nicht primär als eine Anti-Euro-Bewegung wahrgenommen, sondern als SED-Nachfolgerin.
Wagenknecht: Ach Herr Lucke! Für so plump habe ich sie nicht gehalten.
Diesen Satz der Wagenknecht hat der Spiegel bewusst alsÜberschrift vom Artikel gewählt. Hier zeigt sich exemplarisch dessen Unsachlichkeit und Parteilichkeit, wo der Spiegel eine Chance wittert, um Lucke beim Leser in die Pfanne zu hauen. Lucke soll mit dieser Äußerung als der Unsachliche dargestellt werden. Tatsächlich bezieht sich Lucke auf diesen Welt-Artikel, in dem die Linke sich selbst als die rechtmäßige SED-Nachfolgerin vor Gericht mit einer Eidesstattlichen Versicherung deklariert.
Lucke: Der Lackmustest in der Euro-Frage ist die AfD: Je erfolgreicher wir sind, desto schneller steuern die anderen Parteien um.
Spiegel: Wenn jemand gegen den Euro ist, könnte er aber auf die Idee kommen, er sei bei den Linken besser aufgehoben. Schließlich hat sie schon 1998 im Bundestag gegen die Euro-Einführung gestimmt.
Lucke: Aber jetzt will sie den Euro erhalten. Lesen sie das Wahlprogramm.
Wagenknecht: Wir sind im Gegensatz zur AfD keine schlichte Anti-Euro-Partei. Wer soziale Gerechtigkeit will, kann nur die Linke wählen.
Lucke: Die Linke versucht lediglich, mit ein bisschen Populismus von der Anti-Euro-Stimmung in der Bevölkerung zu profitieren.
Spiegel: Das heißt: Die Linken sind die virtuellen Populisten und sie die richtigen?
Bei dieser Frage kommen wieder die alten linksaussen stehenden Ressentiments des Spiegel hervor, der sehr lange die AfD als Populisten diffamierte, bis der Spiegel ein massives Glaubwürdigkeitsproblem beim Leser hatte, da ihm diese haltlose Unterstellung niemand mehr abnahm.
Lucke: Unfug. Das heißt, dass die Linke nur vorgibt, gegen die Euro-Rettung zu sein. Eigentlich will sie die Arbeitsmarkt-Reformen zurücknehmen und die Sozialausgaben steigern. Davon erhofft sie sich, dass beim Euro alles bleiben kann, wie es ist.
So erfreulich es ist dass der Spiegel ein dreiseitiges Streitgespräch mit dem AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke machte, ich denke nicht, dass es deswegen Wert ist, sich den Spiegel zu kaufen. Lesen Sie ihn lieber umsonst in einem Café, einer Gaststätte oder der Stadtbücherei, damit Sie den Spiegel nicht finanziell unterstützen. Wenn Sie ihr Geld für ein größeres politisches Magazin aufgeben möchten, dann kaufen sie lieber die Junge Freiheit oder die PAZ. Außerdem war Lucke vermutlich nicht besonders glücklich, dass seine Streitgespräch-Kontrahentin von der SED-Nachfolgeorganisation war