Zensur in Deutschland ist die Regel


MEDIEN: „Ich lasse mich nicht mundtot machen“

Ken Jebsen nach seinem Rausschmiss


Nach der Affäre um angeblich antisemitische Äußerungen ist Schluss mit KenFM. Der RBB setzte die wöchentliche Fritz-Sendung von Ken Jebsen ab. Mit dem entlassenen Radiomacher sprach Karim Saab.
MAZ: Herr Jebsen, der RBB meint, Sie hätten gegen verbindlich vereinbarte Spielregeln verstoßen. Was ist es, was die Leitung des Senders beanstandet?
Ken Jebsen: Ich habe mich an alle Vereinbarungen gehalten. In der vierstündigen Livesendung am 13. November, die live unter Polizeischutz produziert wurde, war vorher im Detail alles abgesprochen. Ich habe mir lediglich erlaubt, gesellschafts- und medienkritische Zitate von Persönlichkeiten wie Albert Einstein oder Marshall McLuhan einzulesen. Am letzten Sonntag wurde dann eine Sendung ausgestrahlt, die wir vorproduziert hatten. Sie wurde von uns vorher eingereicht und hatte die Zensur im RBB passiert. Das kann es also nicht gewesen sein.

Haben Sie die beanstandeten Passagen vielleicht online gestellt?
Jebsen: Nein. Die Kritik betraf vor allem Musiktitel von Knorkator und von „Herr von Grau“ und nicht meine Moderation. In dem Titel „Klebeband“ geht es explizit um die Meinungsfreiheit. Es fällt oft das Wort „Scheiße“, das wurde als Grund angegeben. Eine Woche zuvor war die Band mit diesem Titel live bei KenFM.

Ihre vierstündige Sonntagssendung gibt es seit April 2001 und es war eines der Markenzeichen, dass KenFM live gesendet wurde. Nach dem Protest von Henryk M. Broder (MAZ berichtete) haben Sie sich auf das Prozedere eingelassen, Ihre Themen und Meinungsäußerungen vorher einzureichen?
Jebsen: Ja, das ist im öffentlich-rechtlichen Anstalten durchaus normal, dass etwas herausgeschnitten wird. Da habe ich auch kein Problem mit, dem habe ich mich gebeugt. Problematischer erschien mir da schon der Schwur, den ich leisten sollte, außerhalb der ARD auf Meinungsäußerungen zu verzichten. Das hieße ja: Alle, die bei der ARD arbeiten, verdienen zwar gut Geld, werden aber mundtot gemacht.

Was hatten Sie in der Sendung am kommenden Sonntag vor, die es nun nicht geben wird?
Jebsen: Sie sollte unter dem Motto „Zweierlei Maß“ stehen und es sollte um Doppelmoral gehen. Ich wollte wichtige Fragen aufwerfen. Die eingeladenen Fachleute waren abgestimmt und standen bereit. Fragen wie: Gelten Menschenrechte universal oder sind sie verhandelbar? Wieso wird von Ratingagenturen die Bonität von Italien oder Spanien infrage gestellt und die der nicht minder verschuldeten USA nicht? Wieso wird die pakistanische Atomwaffe nicht als Gefahr angesehen, aber die iranische? Aber das ist Fritz offenbar zu politisch, sie wollen lieber ein Wohlfühlprogramm.

Wie geht es jetzt weiter?
Jebsen: KenFM wird es weiter geben, das ist keine Frage. Ich lasse mich nicht mundtot machen. Durch das Internet bröckelt ohnehin schon das herkömmliche Informationsmonopol. Und was die Aufhebung meines Arbeitsverhältnisses betrifft, das müssen die Anwälte klären.
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