In Brüssel herrscht Realitätsverlust


Realitätsverlust: In Brüssel herrscht „Business as usual“

Wer meint, dass in Brüssel alle Beamten rund um die Uhr gegen die Krise kämpfen, irrt: Es herrscht Routine. Die Europaminister streiten allen Ernstes über das Budget bis 2020, und ganz oben auf der Agenda der Kommission steht ironischerweise die Bekämpfung des „internationalen Verbrechens“.

Man würde annehmen, dass es angesichts der Euro-Krise vor auch für die Bürokratie der EU kein anderes Thema geben kann. Weit gefehlt: In Brüssel haben die Finanzminister gerade leidenschaftlich über das Budget der EU bis 2020 beraten. Dass selbst nationale Notenbanker bereits offen über die mögliche Pleite Griechenlands reden, ficht sie nicht an. Hier wird um Milliarden gefeilscht, obwohl niemand sagen kann, ob wir in drei Jahren noch vom Euro reden.
Die Brüsseler Bürokratie erleidet einen bizzaren Realitätsverlust. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Beamten rund um die Uhr für die Rettung ihres Arbeitgebers kämpfen würden. Im Gegenteil: Sie tun so, als wäre die Welt in bester Ordnung. Am Donnerstag etwa veröffentlicht die EU-Kommission als wichtigstes Thema eine neue Leitlinie der EU-Strafrechtsstrategie 2011. Wörtlich heisst es darin: „Viele Verbrecher sind international tätig. Nur gemeinsame Maßnahmen können sie daran hindern, von Europas passfreier Zone zu profitieren, um dem Gesetz zu entkommen oder Unterschiede zwischen den Rechtssystemen der einzelnen Länder auszunutzen.“ Es war der Tag, an dem die Märkte crashten wie schon lange nicht mehr.
In den weiten Gängen und riesigen Sitzungssälen herrscht eine geradezu surreale Ruhe. In den Gremien und Ausschüssen der Europäischen Institutionen werden Regulierungen, Richtlinien, Vorgaben und Maßgaben diskutiert. Unter der Oberfläche allerdings herrscht die nackte Angst.
„Ich fühle mich wie ein Sachbearbeiter in Berlin 1945“, zitiert der britische Economist einen Botschafter in Brüssel. „Die Arbeit muss gemacht werden, obwohl der Untergang schon an die Tür klopft.“
http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2011/09/25781/
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