Mord an der Elfjährigen Lena in Emden


Alle paar Wochen müssen wir solche Meldungen ertragen. Wann werden diese Täter endlich mit sehr harten Strafen belegt.



Polizei sucht jetzt nach einem jungen Mann 




Emden. Die Polizei sucht im Zusammenhang mit dem Mord an der elfjährigen Lena nach einem ”Jugendlichen oder einem jungen Mann in dunkler Kleidung”. Weitere Einzelheiten zum mutmaßlichen Mörder des Emder Mädchens wurden gestern auf einer eigens in Emden einberufenen Pressekonferenz der Polizeiinspektion Leer/Emden nicht genannt. Der Leiter der Mordkommission ”Parkhaus”, Werner Brandt, musste am Nachmittag einräumen, dass die Ermittlungen noch ganz am Anfang stünden. Daher könne man zum Täter und seinem Tatmotiv noch nichts sagen. Offen bleibt damit auch, ob der Täter aus Emden oder von auswärts kommt, ob er sich noch in der Stadt befindet oder die Region bereits verlassen hat. ”Wir können derzeit nichts ausschließen”, sagte Brandt. Man werde aber ”jeden Stein in Emden umdrehen”, um den Täter möglichst schnell zu fassen, bekräftigte der Leitende Oberstaatsanwalt, Bernard Südbeck.
Der Leiter der 40-köpfigen Mordkommission bestätigte gestern, dass es sich bei dem Mord an dem kleinen Mädchen um ein Sexualdelikt handelt. Darauf weisen die Situation am Tatort sowie die Ergebnisse einer Obduktion des Opfers, die noch in der Nacht zum Sonntag in Oldenburg durchgeführt worden war, eindeutig hin. Wie das Kind genau in einem Nottreppenhaus des Emder Parkhauses ums Leben gekommen ist, wurde aus ”ermittlungstechnischen Gründen” nicht gesagt. Es handle sich zweifelsfrei um ein Gewaltdelikt.
Auf die deutlichen Blutspuren, die noch am Sonntag am Tatort zu sehen waren, ging die Polizei nicht ein. Auch zu einer möglichen Tatwaffe wurde nichts gesagt - immer mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen. Allerdings sind die Spuren vom Tatort, darunter offenbar auch DNA-Spuren, noch in der Auswertung.
Eltern im Parkhaus
Die kleine Lena sei von einem Wächter im ”Parkhaus am Wasserturm” leblos gefunden worden. Die alarmierten Rettungskräfte hätten dem Mädchen aber nicht mehr helfen können. Im Hans-Susemihl-Krankenhaus habe nur noch der Tod festgestellt werden können. Die Polizei bestätigte gestern ebenfalls, dass sich die Eltern des Mädchens ebenfalls im Parkhaus befunden haben, als der Wächter Lena in einem Nottreppenhaus fand.
Nach Erkenntnissen der Polizei war Lena mit einem elfjährigen Nachbarsjungen gegen 17 Uhr von zu Hause aufgebrochen, um im Bereich des Emder Stadtwalls Enten zu füttern. Beide waren mit einem Fahrrad unterwegs. Ob später beide oder nur die kleine Lena auf den Täter trafen, wurde gestern nicht deutlich. Aus der Vernehmung des nach wie vor unter Schock stehenden Jungen geht der weitere Gang der Dinge offenbar nur lückenhaft hervor. Und die vorliegenden Angaben seien noch nicht bestätigt.
Nicht im Kino
Fest steht aber wohl, dass der Junge mit seinem Fahrrad allein wieder nach Hause gefahren war und seiner Mutter davon berichtete, dass seine Freundin ”plötzlich weg war”, so der Leiter der Mordkommission. Die Mutter des Jungen alarmierte daraufhin die Mutter von Lena, die zusammen mit dem Vater des Mädchens die Suche aufnahm - und schließlich auch am Parkhaus eintraf, wo sie den Wachmann um Hilfe bat.
Die Polizei schloss gestern ausdrücklich aus, dass Lena und ihr elfjähriger Begleiter ins Kino wollten oder gar im Kino waren. Wo und wann das Mädchen auf ihren Mörder traf, wurde gestern ebenfalls nicht gesagt.
Die Polizei versucht derzeit, den Weg der Kinder zu rekonstruieren. In diesem Zusammenhang wird die Bevölkerung gebeten, Hinweise auf die zwei elfjährigen Kinder zu geben. Wichtig ist der Zeitraum am Sonnabend zwischen 17.30 Uhr und 19 Uhr. Vor allem geht es um Beobachtungen auf dem Emder Wall. ”Wir wollen den Weg des Mädchens möglichst genau nachzeichnen. Jedes Detail ist für uns interessant”, sagte Werner Brandt. Dagegen wurde nicht gesagt, wo man Lenas Fahrrad gefunden hat. ”Es ist abgestellt worden”, hieß es nur.
Trotz des Zeugenaufrufs hielten sich die Ermittler gestern sehr stark mit Details zurück. So unterblieb auch eine genaue Beschreibung der beiden Kinder. ”Wir wollen so viele Hinweise wie möglich - und uns nicht unnötig eingrenzen.” Nicht ausgeschlossen wird, dass in den nächsten Tagen eine genauere Beschreibung der kleinen Lena in die Fahndung einfließen wird. Bis dahin gehe es um den Schutz der Opfer, zu denen natürlich auch die Eltern gehörten, die seit der Tat unter Polizeischutz stehen. Eine psychologische Betreuung ist auch vorgesehen.
Aufzeichnungen
Woher die, wenn auch vage Täterbeschreibung stammt, blieb gestern offen. Die Auswertung der Aufzeichnungen von insgesamt zwölf Überwachungskameras im Parkhaus sei noch nicht abgeschlossen. Man verspreche sich noch weitere Hinweise. Die Frage, ob die Täterbeschreibung von der Videoüberwachung oder vom elfjährigen Jungen stammt, ließ die Polizei gestern unbeantwortet.
Nach Angaben der Polizei sind bis gestern rund 40 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Man werde jedem auch noch so kleinen Hinweis nachgehen, betonte Brandt. Er versicherte, dass alle eingesetzten Beamten mit höchster Motivation an der Aufklärung des Falles arbeiten.
Aus der Emder Polizeiführung hieß es gestern gegenüber der Emder Zeitung: ”So eine Tat hat es hier seit Jahrzehnten nicht gegeben.” Zwar seien auch hier Tötungsdelikte zu beklagen gewesen, aber nicht in dieser Dimension. Gemeint ist: die Vergewaltigung und Ermordung eines elfjährigen Emder Kindes.