Asylbewerberheim Abgelehnt: In der Schweiz feiert die Bevölkerung

Mit einem Traktorkorso und Tänzen auf offener Strasse hat Bettwil am Abend den Sieg im Kampf gegen die Bundes-Asylunterkunft gefeiert. Nur Gemeindammann Wolfgang Schibler war wenig zum Feiern zu Mute und hatte eine Wut im Bauch. 

Während im Sääli des Bettwiler Gasthofs «Bauernhof» die Kirchenpflege tagt, durchbricht plötzlich Motoren-Lärm die Stille des Donnerstagabends. Junge Bauern aus dem Dorf fahren mit knapp einem Dutzend Traktoren lautstark vor dem Restaurant «Bauernhof» vor, begleitet von Applaus und Jubelrufen zahlreicher Zaungäste.
Das kleine Dorf am Lindenberg ist im Ausnahmezustand: Die Dorfstrasse ist nicht mehr befahrbar und auf dem Kreisel tanzen die Bettwiler zur Volksmusik.
Richtig los geht die Party dann im Restaurant «Bauernhof». «Unsere kleine Gemeinde hats der Obrigkeit richtig gezeigt», sagt ein Bettwiler. Hinter ihm fallen sich zwei Männer in die Arme.
Zehn Stunden nachdem der Kanton bekannt gegeben hat,  dass der Bund die geplante Asylunterkunft in der Gemeinde nicht ohne Bewilligung betreiben kann, sind die Bettwiler nicht mehr zu halten. «Der Fall hat gezeigt, dass sich ländliche kleine Gemeinden gegen die Obrigkeit aus Bern wehren können», ruf Roger Burri, Präsident des Bürgerkomitees Probettwil, in den Saal. Langanhaltender Applaus, im Hintergrund klingen die Weingläser. Inzwischen sind auch die Mitglieder der Kirchenpflege hinzugestossen und prosten einander zu.
Schibler: «Es ist kein Sieg»
Gar nicht in Feststimmung ist jedoch Gemeindeammann Wolfgang Schibler, der mit Roger Burri die Speerspitze des Bettwiler Widerstands gegen die Asylunterkunft bildet. Brüsk weist Schibler den az-Reporter zu Recht, der die Macher des Erfolges gemeinsam beim Anstossen fotografieren möchte – ein Siegerbild für die Chronik gewissermassen. «Wir sprechen hier nicht von einem Sieg, das müssen Sie einfach begreifen», sagt Schibler. «Es ist höchstens Etappensieg.»
Grund für die schlechte Laune Schiblers sind Aussagen des Bundesamtes für Migration, wonach die geplante Asylunterkunft in Bettwil trotz der Analyse des Kantons nicht vom Tisch ist. «Ich warne den Bund, einen grossen Fehler zu machen», warnt Schibler im «Bauernhof» mit erhobenem Zeigefinder. «Wir bleiben wachsam und werden wieder in Aktion treten, wenn es notwendig sein sollte.» Die Bettwiler seien wie Pfadfinder: «Allzeit bereit».
Nicht in Partystimmung: Wolfgang Schibler
Nicht in Partystimmung: Wolfgang Schibler
Quelle: Pascal Meier
Unter Applaus beschliessen die über 100 Anwesenden schliesslich, dass die Plakate und Tranparente gegen die Asylunterkunft weiterhin im Dorf hängen bleiben. «Und sollte jemand auf die Idee kommen, in der Militäranlage etwas zu ‹mechen›, haben wir wirksame Mittel», schliesst Schibler – und verlässt das Fest zu früher Stunde.