Kirche verkauft Immobilien

Die Kirche trennt sich von Immobilien
"Kornwestheim und Kreis Ludwigsburg", aktualisiert am 08.04.2011 um 00:00 Uhr
Ludwigsburg Diakonie- und Gemeindehaus werden abgerissen, um Platz für Wohnungen in der Gartenstraße zu schaffen. Von Tim Höhn
Die Entscheidung ist gefallen. Das Gemeindehaus der evangelischen Stadtkirche an der Gartenstraße in Ludwigsburg wird abgerissen, das Gleiche gilt für das Haus der Diakonie. Der Gesamtkirchengemeinderat hat beschlossen, die Grundstücke an eine Wohnbaugesellschaft zu verkaufen. Im Gegenzug will die Kirche in der Unteren Marktstraße, wo auch die Kirchenpflege untergebracht ist, Grundstücke hinzukaufen, um Platz zu schaffen für ein neues Diakoniehaus und einen Gemeinderaum. "Wir wissen, dass die Schließung des alten Gemeindehauses manche Menschen wehmütig machen wird", sagt der Kirchenpfleger Siegfried Schmid. "Aber wir müssen Veränderungen einleiten."

Der Handlungsbedarf ergibt sich aus dem Mitgliederschwund in der Landeskirche - und den damit verbundenen Mindereinnahmen bei der Kirchensteuer. Pro Jahr sinkt die Mitgliederzahl um ein Prozent, auch in der Ludwigsburger Gesamtkirche mit ihren sieben Innenstadtgemeinden. "Das können wir kaum beeinflussen", sagt der Dekan Winfried Speck. Zwar sei der Rückgang auch auf Kirchenaustritte zurückzuführen, schwerer ins Gewicht falle indes der demografische Wandel.

Die Ludwigsburger Gesamtgemeinde reagiert darauf mit Personalabbau, der seit freilich bereits 15 Jahren betrieben wird, und einem neuen Immobilienkonzept. Die Gemeindehäuser der Paul-Gerhardt-Kirche und der Friedenskirche wurden schon geräumt, jetzt rückt die Gartenstraße in den Fokus. Das dortige Gemeindehaus wäre dringend sanierungsbedürftig und ist, wie auch das Haus der Diakonie, deutlich zu groß. Die Lösung heißt auch hier Verkauf. "Der Vorschlag wird von der breiten Basis mitgetragen", sagt Werner Philipps, der Vorsitzende der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. Widerstand habe es nicht gegeben.

Ein Käufer ist gefunden. Es handle sich um ein "namhaftes Wohnbauunternehmen" aus Ludwigsburg, das an der Gartenstraße Wohnungen errichten werde, sagt Speck. Mehr weiß auch die Stadtverwaltung nicht. "Uns sind die Vorschläge noch nicht bekannt", heißt es aus dem Rathaus.

Weiter vorangeschritten sind die Pläne für den Marktplatz. Die Kirche wird ein Grundstück in der Unteren Marktstraße 3 kaufen und das dazugehörige Gebäude für die Diakonische Bezirksstelle mit ihren Beratungsangeboten - etwa für Schwangere, Migranten oder Menschen in einer Lebenskrise - renovieren. In einem Anbau wird der Gemeinderaum ersetzt, der an der Gartenstraße verlorengeht. Für das Vorhaben muss eine Boutique weichen.

Bis Mitte des Jahres 2012, hofft Schmid, soll der Umzug geschafft sein. Noch unklar ist, wo der Hospizverein und der Betreuungsverein Ludwigsburg unterkommen, die bislang Räume im Haus der Diakonie mieten - was am Marktplatz nicht mehr möglich sein wird. Auch für die Büros der Karlshöhe, die in der Gartenstraße wegfallen, muss noch eine Lösung gefunden werden.

Unterm Strich ist die Umstrukturierung zunächst ein Verlustgeschäft für die Kirche. "Netto investieren wir rund eine Million Euro", sagt Schmid. Langfristig jedoch soll der Kirchenhaushalt um mehr als 100 000 Euro jährlich entlastet werden, wenn die Betriebskosten für die überdimensionierten Gebäude wegfallen.

Aus Stuttgarter-Zeitung